Tauber-Zeitung, 19.12.2011

Inniger Ausdruck,
 der kaum jemanden unberührt lässt

Weihnachtskonzert in der Schlosskirche mit “Cappella Nova”
 und den Baumburger Streichersolisten

Bis auf den letzten Platz gefüllt war die Schlosskirche aus Anlass des traditionellen Vorweihnachtskonzerts mit dem von Erhard Rommel geleiteten gemischten Chor “Cappella Nova”.

Pfarrerin Gabriele Arnold von der evangelischen Kirchengemeinde begleitete das Konzert mit passenden meditativen Texten.

Eine besonders festliche Note erhielt diese Adventsmusik durch die Mitwirkung der jungen Streichersolisten Baumburg unter ihrer Leiterin Brigitte Schmid und die Aufführung des beliebten Weihnachtsoratoriums (“Oratorio de Noel”) von Camille Saint-Saens, das den Abschluss und Höhepunkt des Programms bildete. Bei den jungen Streichersolisten handelt es sich um besonders begabte Jugendliche im Alter von 14 bis 19 Jahren, die in vielen Fällen bereits Preise bei einschlägigen Wettbewerben errangen und als Solisten und Mitglieder in Kammermusikformationen aktiv sind. In diesem Konzert begleiteten sie nicht nur Chor und Vokalsolisten im Oratorium, sondern gewannen die Herzen der Zuhörer in der Schlosskirche durch zwei Standardwerke der Barockmusik von Vivaldi und Bach.

Für den - wenn man so will - “konventionellen” Teil dieser Adventsmusik war natürlich der Chor “Cappella Nova” unter Erhard Rommel zuständig, diesmal ausschließlich mit Liedern und Chorsätzen von Meistern der deutschen evangelischenKirchenmusik des 16. und 17. Jahrhunderts, Johannes Eccard, Johann Crüger und Michael Praetorius. In ihrer klaren, schlichten und tiefen Tonsprache sind sie bis heute Muster und Inbegriff des deutschen Weihnachtsliedes geblieben, und die Sängerinnen und Sänger von “Cappella Nova”, gelegentlich begleitet von Hans-Ulrich Nerger an der Orgel und wenigen Streichern, gaben ihnen jenen nie lauten, stets zarten, innigen, geheimnisvollen und lyrischen Ausdruck, der auch in unserer immer säkularer werdenden Zeit kaum jemanden unberührt lässt.

Mit mehr als nur bemerkenswertem, wirklich verblüffendem Können, sowohl solistisch, wie auch im Zusammenspiel, warteten dann die jungen Baumburger Streichersolisten auf, die sich in der Schlosskirche mit Bachs drittem Brandenburgischen Konzert und dem a--moll Konzert für zwei Violinen von Antonio Vivaldi präsentierten. Erstaunlich wie selbstverständlich intonationssicher, elegant und mit welch gelassenem Selbstbewusstsein die beiden jungen Geigerinnen Leonie Trips und Franziska Kneißl als Solisten bei Vivaldi agierten und wie eine neunköpfige Auswahl der Baumburger Musiker - an Cello und Kontrabass waren auch zwei junge Männer dabei - Bachs Drittes meisterte, präzise, geschlossen, energisch und voll präsenter Dynamik, war einfach bewundernswert.

Das “Oratorio de Noel” von Saint-Saens hat man an diesem Ort schon mehrfach gehört, und seine gefühlvoll eingängige Weihnachtsromantik, wie sie sich nicht zuletzt im pastoralen Vorspiel kundtut, verfehlte auch im eher bescheidenen Klangewand nicht seine Wirkung, die vielleicht sogar eindringlicher war als in einer üppigeren Orchestrierung. Hier beschränkte man sich auf ein (zusammen mit Leiterin Brigitte Schmid) Dutzend Streichersolisten, dazu Orgel, Harfe (Markus Thalheimer) und einen kraftvoll-präsenten “Cappella Nova”-Chor, der aber auch in der strahlenden Tutti-Schlussnummer (“Tollite”) kultiviert blieb. Aus ihm rekrutierte sich auch der Großteil der insgesamt fünf Gesangssolisten, die diesem Oratorium zusätzlich festlichen Glanz verliehen und dabei auch anspruchsvolle Aufgaben (etwa das Terzett “Mit dir ist dein Volk...”) lösten: Im einzelnen waren dies der klare und innige Sopran von Eva-Maria Demel, der strahlkräftige von Alexandra Wagner, die herbe, ausdrucksvolle Altstimme von Martha Hadulla, Bassist Manfred Birkhold mit immer wieder beeindruckender Klangkultur und der biegsame, schwerelose Tenor von Rüdiger Ballhorn.

Thomas Hess

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